Aus Plastiksäcken entstehen «Trashy Bags».
Dreissig Nähmaschinen machen einen Höllenlärm im Erdgeschoss des Hauses in Accra. Doch die Nadeln rattern nicht über Stoff, sondern über Plastik. Aus farbigen Yoghurt- und Eis-Tüten und durchsichtigen Wassersachets entstehen hier Geldbeutel, Rucksäcke und Sporttaschen.
Der Rohstoff liegt in Ghana buchstäblich auf der Strasse. Die praktischen Trinkbeutel landen nach dem Konsum am Strassenrand, in der Gosse. Dort verstopfen sie die Kanalisation oder werden irgendwann ins Meer geschwemmt. «Den Menschen fehlt das Bewusstsein», sagt Elvis Aboluah, der bei «Trashy Bags» als Projektleiter arbeitet. Plastik-Verpackungen verbreiten sich ihn Ghana seit gut 15 Jahren – zuvor wurde Wasser in Bechern und Reis in Palmblättern verkauft.
Was das Müllproblem Accras betrifft, ist die Organisation «Trashy Bags» nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Gegründet wurde sie vom Briten Stuart Gold. Er hat nichts gegen die Trinkbeutel an sich: «Sie sind praktisch, hygienisch und billig. Man beisst eine Ecke ab und drückt sich das Wasser in den Mund.» Das Polyethylen ist zäh und beständig – ideale Voraussetzungen, um daraus etwas Neues zu schaffen, fand Stuart Gold.
Seit drei Jahren werden deshalb aus weggeworfenen Beuteln modische Accessoires. «Trashy Bags» bezahlt Sammlern pro hundert leere Wasserbeutel 35 Rappen. Und es gibt in Ghana noch weitere Betriebe, die den Rohstoff Plastik wiederverwerten. Die Fabriken bezahlen etwas weniger gut, nehmen dafür auch unsortierten Plastikmüll – und stellen daraus wieder Plastiksäcke her…
Meine persönliche Erfahrung hier ist, dass alles immer und oft doppelt in Plastiksäcke gepackt wird. Kauf eine Dose Cola auf der Strasse, du kriegst sie im Plastiksack. Kauf frittierte Yam – zwei Plastiksäcke. Stuart Gold gibt sich trotzdem optimistisch: «Man kann das Bewusstsein der Leute ändern. Wer beim Einkauf auf einen Plastiksack verzichtet, kann andere beeinflussen. Das mag Jahre dauern, aber es geht.»
Link: www.trashybags.org