Der Alu-Architekt

Wie aus einem Motor ein Topf entsteht.

Immer wieder zieht Sam das T-Shirt über den Bauch hoch, um sein verschwitztes Gesicht abzuwischen. Die Jeans kleben an seinen Beinen. Vor ihm steht ein Topf auf dem Feuer, mit einer langen Kelle rührt er in der silbrigen Masse.

«Jeder Stoff hat seinen Schmelzpunkt – der von Aluminium liegt bei über 600 Grad – so kann man die Metalle voneinander trennen», erklärt Sam. Den Rohstoff findet er gleich um die Ecke, seine Bude befindet sich auf dem Schrottplatz von Agbogbloshie, einem Quartier Accras. Teile von Motoren, Heimelektronik, Getränkedosen, ein Kilo Aluminium kostet etwa einen Franken. Dann wird alles eingeschmolzen. Nicht ungefährlich, so Sam: «Besonders aufpassen muss man bei gebrauchten Spraydosen, da darf keine Spur von Gas mehr drin sein.»

Während draussen das Alu köchelt, bereiten in der Wellblechhütte Sam und seine Arbeiter die Gussformen vor. Die Formen sind aus feuchtem Sand, der rund um ein Original festgestampft wird. Danach wird das Original sorgfältig entfernt und die Form wieder zusammengesetzt, alles Handarbeit.

Sam arbeitet schnell und präzis. «Die Regierung kümmert sich nicht um uns, da machen wir halt unser eigenes Ding.» Wenn Ghana besser regiert würde, glaubt Sam, wären solche einfachen Werkstätten bald überflüssig, würden die Töpfe industriell hergestellt. Die fertigen Alutöpfe verkaufen sich für 1.50 bis 5 Franken. Das reicht zum Leben, so Sam, «aber ein Haus oder ein Auto können wir uns nicht kaufen».

Trotzdem ist Sam stolz auf sein Können. Er hat nicht nur eine Ahnung von Physik und Chemie, er bezeichnet sich als Architekt – seine Formen entwirft er selber. Und sein Ziel ist, die Firma zu vergrössern, zu etablieren. «Vielleicht wird es meine Firma einst noch geben, wenn ich schon nicht mehr bin.»

Wie ein Topf entsteht – die Bilder.

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