Schwieriger Fall

Ein Journalist will gegen Benin vor Gericht.

K. habe ich zufällig kennengelernt. Er fragte mich im Einkaufszentrum, ob er das Heft lesen könne, das bei mir auf dem Tisch lag. Als ich später das Heft zurückholte, erfuhr ich, dass er Journalist sei. Ursprünglich aus Sierra Leone, dann lange Zeit in Nigeria. Wir wollten uns wieder treffen.

Müll, Symbolbild

Das nächste Mal erzählte mir K., wie er als Journalist und Übersetzer gearbeitet hatte, von seinen Kollegen gemobbt wurde und den Job verlor. Auf der Reise durch Benin wurde ihm sein Koffer geklaut und er sei von den Behörden misshandelt worden. Das wollte er vor Gericht klären. In Ghana war er auf Arbeitssuche. Er hätte gerne für mich arbeiten wollen, doch ich hatte keinen Job anzubieten.

Beim dritten Treffen wollte er mir unbedingt einen Report zeigen, den er geschrieben hatte. Es sei wichtig, mich zu sehen. Wenn es wichtig ist, geht es oft um Geld. Sein Report war sieben A4-Seiten lang, aber unterhaltsam geschrieben. Ich fasse zusammen.

K. war in Benin auf der Durchreise und hatte keine Bleibe. Eine Verkäuferin bot ihm an, bei ihr im Laden zu übernachten. In der Nacht machte sie sich an ihn ran, doch er blieb standhaft. Auch heiraten wollte er sie nicht. Tags darauf machte die Frau ein Riesengezeter und K. bekam Probleme mit den Quartierbewohnern. Ein ähnlicher Fall ereignete sich etwas später erneut. Da fiel es K. wie Schuppen von den Augen: Die Regierung Benins wollte seine Dienste als Übersetzer beanspruchen und ihn im Land behalten. Darum hatte sie diese Frauen auf ihn angesetzt, die ihn alle heiraten wollten.

K. wollte die Beninerinnen aber nicht heiraten, weswegen sich der Zorn der Gemeinschaft  gegen ihn richtete. Überall wo er war, wurde er von Leuten belästigt. Ging er in die Stadt, fuhren die ganze Zeit Autos mit Blaulicht um ihn herum. Er sass quasi in der Falle.

In der Regenzeit bot ihm ein junger Mann an, seinen Koffer nachts aufzubewahren, damit er nicht nass würde. Dankend nahm K. das Angebot an. Am nächsten Morgen war der Koffer weg, inklusive Pass, Dokumenten und Kleidern.

Ein Mann kam K. entgegen, er trug seine Hose. K. klammerte sich an die Hose und rief nach der Polizei. Die kam schliesslich, wollte aber nichts mit dem Fall zu tun haben. Im Gegenteil, sie beleidigte ihn auch noch.

Fast zwei Jahre war K. in Benin. Nun will er an den ECOWAS-Gerichtshof in Abuja, Nigeria gelangen, um dafür entschädigt zu werden – 200’000 Dollar.

Nein, ich habe ihm kein Geld für die Busreise gegeben.

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