Begegnungen in Benin

Drei Gespräche in der Hauptstadt Cotonou.


A: steht jeweils für Afrikaner, B: für Burri.

Morgens um 9:30 Uhr vor der Kathedrale Notre Dame:
(A fährt mit dem Motorrad zum wartenden B.)
A: Bonjour. Erinnerst du dich noch an mich? Wir sind uns begegnet – bei der Immigration!
B: Hallo. Ähh… Immigration, was genau?
A: Du bist doch kürzlich nach Benin gekommen.
B: Ja, das stimmt.
A: Also, mit einem Visum!
B: Äh, ja… (überlegt) Ah, (überzeugt wirkend) wir haben uns am Flughafen getroffen!
A: (erfreut) Genau!
B: Ich war aber nie am Flughafen…
(A fährt weg, ohne sich zu verabschieden.)

Abends um 17 Uhr an einer Kreuzung.
(B zückt seine Kamera, A steht daneben.)
A: Hallo. Bist du Franzose? Amerikaner?
B: Nein, Schweizer.
A: Ah, das ist gut.
B: Weshalb?
A: Weil die Franzosen sind schlecht. Sarkozy hat Gaddafi getötet. Und Obama.
B: Ja?
A: Ja. Und deshalb muss man sich rächen. Wenn du Franzose wärst, hätte ich dich hier auf die Strasse geworfen. Die klauen alles. Aber Ihr seid gut…
B: Aber bei uns klauen die Banken auch…
A: Nein. Die Schweiz ist gut.
B: Ok. Also, schönen Abend noch!
A: Danke! On est tous ensemble. (Zeigt mit dem Daumen nach oben.)

Abends um 19 Uhr in einer Strassenkneipe:
(A setzt sich an den Tisch, wo sich B ein Bier genehmigt.)
A: Hello! Are you Canadian?
B: Nein, Schweizer.
A: Ah, ok. Ich bin Frank aus Sierra Leone. Bist du Tourist?
B: Ich arbeite hier. Und du?
A: Ich muss dir etwas erzählen, kann ich?
B: Klar. Aber ich kann dir weder helfen, noch Geld geben.
A: Oh, nein! Ich will kein Geld, ich will dir nur etwas erzählen.
B: Schiess los!
A: Weisst du, ich war Söldner bei Gaddafi. Ich bin soeben hier in Benin angekommen.
B: Aha. Und wieso bist du nicht nach Sierra Leone zurück?
A: Die Regierung dort mag die Söldner nicht. Ich musste durch Niger flüchten und bin deshalb hier angekommen.
B: Wo warst du denn in Libyen?
A: Ich war bei Gaddafi, bis vier Tage vor seinem Tod. Dann wurde es zu heiss, ich bin abgehauen. Aber ich hab eine Kiste mit Geld mitnehmen können.
B: Prima.
A: Die Kiste ist nun bei einer Firma aufbewahrt, und ich brauche etwas Geld, damit ich sie wieder herauslösen kann.
B: Aber ich habe doch gesagt…
A: Ja, ich dachte, vielleicht kannst du mir dabei helfen.
B: Nein, sorry.
A: Bezahlst du mir ein Bier?
B: Nein.
A: Wieso nicht?
B: Heute geb ich kein Geld.
A: Oh. Also, tschüss dann!
B: Guten Abend, Frank!

6 Antworten auf „Begegnungen in Benin“

  1. Wir brauchen noch einen guten Stürmer; einen guten Mittelfeldspieler und einen Innenverteidiger für den GC. Falls Ihnen ein vertrauenserweckender Spielervermittler aus Togo oder Burkina Faso über den Weg läuft, dann kaufen Sie ihm bitte die Spieler in meinem Namen ab. Ich muss hier nur noch etwas Geld organisieren, dann komme ich sofort an die 300 Mio. von Volker Eckel. Sie hätten nicht gerade rund 5’000 Fr. übrig, oder?

  2. Hihi, ich kann Ihnen voll und ganz nachfühlen, Herr Burri. Vor allem um 19 h. Sie haben sich schon ein dickes Fell zugelegt.

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