Sich sonnen mit Ellen

Jetzt zeigen sich die Folgen der Ränkespiele rund um die Wahlen in Liberia.

US-Aussenministerin Hillary Clinton besucht kaum je eine Amtseinsetzung eines afrikanischen Staatsoberhaupts. Erst recht nicht, wenn es sich um eine Wiederwahl handelt. Die Ausnahme dieser Regel ist Ellen Johnson Sirleaf, Friedensnobelpreisträgerin 2011 und Präsidentin Liberias für weitere sechs Jahre.

hillary und ellen, (c) reuters

Neben Hillary Clinton, die in zwei Tagen vier westafrikanische Länder besuchte, wohnten vor allem afrikanische Staatsführer der über einer Million Franken teuren Zeremonie bei. Mit von der Partie war Johnson Sirleafs Herausforderer Winston Tubman von der oppositionellen CDC-Partei mit seinem Vize, Exfussballstar George Weah. Nach langem Zögern und Lamentieren erkannten die beiden Johnson Sirleaf als Staatsoberhaupt an. Tubman verkündete dies interessanterweise, nachdem er gerade mit Clinton gesprochen hatte.

Das Einlenken überrascht auf den ersten Blick. Während der Wahlen und in den Wochen danach schrie Tubman bei jeder Gelegenheit: «Betrug!» Zum ersten Mal bereits, als noch gar keine Resultate vorlagen. Vor der Stichwahl sprach er von Beweisen für den Wahlbetrug, die er jedoch nie lieferte.

Die CDC entschied sich schliesslich sogar, die Stichwahl zu boykottieren. Ellen Johnson Sirleaf, hiess es, könne das geteilte Land niemals versöhnen. Bei einer Demonstration der CDC am Tag vor der Wahl kam es zu Toten, weil die Polizei unverhältnismässig reagierte. Nach dem Urnengang beabsichtigte man, das Ergebnis vor Gericht anzufechten und die Amtseinsetzung der Präsidentin im Januar «mit allen Mitteln» zu verhindern.

tubman, weah, etc

Es kam also anders: Der geplante Protest wurde einen Tag vor Johnson Sirleafs Amtseinsetzung abgeblasen. Bei der Zeremonie sassen Tubman und Weah in der ersten Reihe. Hinter den Kulissen hatte die CDC schon seit Wochen mit der Wahlsiegerin Johnson Sirleaf über eine mögliche Beteiligung der CDC am Kabinett verhandelt. Sicher hatte auch der Druck der USA beim Meinungsumschwung eine Rolle gespielt.

Gegenkandidat Winston Tubman hat also sein Ziel erreicht. Mit viel Lärm schürte er im labilen Liberia Ängste vor möglichen Ausschreitungen seiner Anhänger. Nun wird er voraussichtlich an der Macht teilhaben oder zumindest für seinen Rückzug finanziell entschädigt werden. Keine Freude an Tubmans Kehrtwende hatte die Parteijugend der CDC. Sie warf ihm Verrat vor und stürmte das Partei-Hauptquartier. Tubman konnte unversehrt flüchten.

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