M23, die Opposition demonstriert

Senegal geht gegen den Präsidenten auf die Strasse.

Das ist mein Lieblingsbild von einer Demonstration der Oppositionsbewegung M23. Die Frauen einer Tanzgruppe waren bevorzugtes Sujet aller Pressefotografen. In die News schaffen werden sie es trotzdem nicht, obwohl sie «typisch afrikanisch» sind. Denn erstens werfen sie keine Steine, zweitens verbrennen sie keine Autoreifen, und drittens wurden bei den Demos in den letzten Tagen weder Verletzte noch Tote gezählt.

Wenn ich von einem Demonstrationstermin zurück in meine Herberge komme, werde ich jeweils gefragt: «Und, wie wars?» – Friedlich, antworte ich. «Ah, gut!» – Jawohl, sage ich. Und weiss auch, dass es gute Ereignisse nicht wirklich in die Schlagzeilen schaffen. So lief mein Radiobeitrag zur Demonstration im Inforadio – hätte es hingegen «geknallt», wäre es wohl ein Beitrag in den Morgennews auf allen Kanälen geworden.

Ein weiterer Grund übrigens, wieso die Frau nicht wichtig ist: Youssou Ndour war da. Der Weltmusik-Star fügt sich ruhig und ohne Star-Allüren in das Oppositionsbündnis ein. Doch er ist der einzige, von dem wir westlichen Journalisten schon mal gehört haben. Also wird er fotografiert, interviewt (wieso geht sein Assistent nicht ans Telefon?) und vor allem zu einer entscheidenden Figur emporgeschrieben. Das ist er nicht. Ich habe hier noch niemanden getroffen, der Ndour gewählt hätte.

Ich habe übrigens auch erst einen Mann getroffen, der den bisherigen Präsidenten Wade wiederwählen wird. Der Taxifahrer hat sich über die restlichen Kandidaten lustig gemacht, und wir haben uns prächtig amüsiert.

Und noch etwas: Wenn man sieht, mit welchen Offroader-Karawanen einige Kandidaten einfahren, verliert man rasch den Glauben, dass im Senegal ein politischer Wandel möglich ist. Ein Wandel von der Geldkoffer-Politik des Präsidenten hin zu einer schlankeren aber effizienten Regierung.

Weitere Bilder der Demo:

Bilder vom 5. Februar 2012.

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