Wahlen in Ghana: Mahama wie Obama?

Präsidenten- und Parlamentswahlen in Ghana am 7. Dezember – eine weitere Vorschau.


Das Boot ist voll – NDC-Anhänger versuchen ein Parteiboot zu entern.

Albert Nyemeck ist sich sicher, dass Ghana das beste Land südlich der Sahara ist. «Wenn ich ein Land empfehlen müsste – es wäre Ghana», sagt der Kameruner Nyemeck, der viele Länder gesehen hatte, bevor er sich in Ghana mit seiner ivoirischen Frau niederliess. Sie betreiben die Bar «Chez Cynthia», ihre Gäste stammen aus dem frankofonen Afrika – und alle loben das stabile, demokratische Ghana.

Für seine Partei, den National Democratic Congress (NDC), und für sich selber hat der 54-jährige Präsident John Dramani Mahama sechs Wochen lang die Werbetrommel gerührt. «Gott sei Dank ist dies nun die letzte Wahlveranstaltung», gesteht er der Menge in Accra am Mittwoch. Im Juli hatte er, damals noch Vizepräsident, die Nachfolge des verstorbenen Präsidenten John Atta Mills angetreten. «Mahama wie Obama», ruft einer seiner Minister den euphorisierten Besuchern der Wahlveranstaltung zu – der Präsident soll wiedergewählt werden.

Ghanas Wirtschaft ist unter der Regierung des NDC gewachsen. Vor zwei Jahren begann Ghana, neben Kakao und Gold auch Erdöl zu exportieren. Korruption und Misswirtschaft sind im Vergleich zu andern afrikanischen Ländern bescheiden. Präsident Mahama könnte an seiner Wiederwahl allenfalls vom 68-jährigen Nana Akufo-Addo von der New Patriotic Party (NPP) gehindert werden. Die NPP ist die Partei der wirtschaftlichen Elite, sie steht für die freie Marktwirtschaft ein. In ihrer Zeit als Regierungspartei (2001–2009) hatte die NPP das Land effizient geführt, jedoch auch den Interessen ihrer mächtigen Mitglieder gedient, etwa mit der Senkung von Importsteuern. Der NDC hingegen gibt sich sozialdemokratisch. Doch die Parteiprogramme von NDC und NPP gleichen sich, beide Parteien wollen etwa die Landwirtschaft modernisieren und die Schulbildung stärken.

Der Ausgang der Wahl vom 7. Dezember ist offen, Mahama und Akufo-Addo liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vor vier Jahren kam es zu einer Stichwahl. 0,2 Prozent der Stimmen gaben den Ausschlag. Ghana zeigte, dass es mit einem knappen Resultat umgehen kann. Auch diesmal verzichteten die Kandidaten auf Stimmungsmache. Ghana will seinem Ruf als Hort der Stabilität gerecht werden. Damit hebt es sich von anderen Ländern der Region ab. Es ist ein bevorzugtes Ziel für Investoren. Und für Einwanderer, die in der Bar «Chez Cynthia» unbehelligt ihr Feierabendbier trinken können.

Dieser Beitrag erschien am 7. Dezember 2012 in der «Neuen Zürcher Zeitung».

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.