Kenia macht dem Sack zu – und sagt Plastikabfällen den Kampf an

Für die Händler in Afrika sind Plastiksäcke ein Segen, für die Umwelt hingegen eine Plage. Kenia geht seit kurzem mit hohen Bussen gegen die Verwendung solcher Säcke vor.
 
Urplötzlich juckt die Mangoverkäuferin auf einem Markt in Nairobi von ihrem Hocker auf und sucht das Weite. Ihre süsse Ware – es ist Saison! – lässt die Frau zurück. Auf dem Hocker liegt eine Beige kleiner Säckchen aus Plastik. Sie werden von Beamten der Umweltschutzbehörde beschlagnahmt.
 

 Seit einem halben Jahr sind Plastiksäcke in Kenia verboten. Es sei das strengste Verbot der Welt, heisst es. Drakonische Strafen drohen, Bussen von umgerechnet bis zu 40 000 Franken oder vier Jahre Gefängnis. Doch schon die bisher ausgesprochenen Bussen von 500 Franken treffen die Verkäuferinnen empfindlich, sie entsprechen den Einkünften mehrerer Monate. Darum ereignen sich derzeit täglich Szenen wie jene mit der Mangoverkäuferin, die kürzlich eine BBC-Reporterin beschrieben hat.
 
In Supermärkten ist das Verbot kein Problem. Dort wird der Plastik durch Papier, Stoff oder Kartonschachteln ersetzt. Doch gerade die Essensverkäufer am Strassenrand schätzen die Säckchen. Jahrelang haben sie ihr Githeri, ein Mus aus Mais und Bohnen, für wenige Rappen im hygienischen Plastiksack verkauft. Nun müssten sie plötzlich andere Gefässe benutzen, Kunststoffschalen etwa, die fast so teuer sind wie das Essen selbst. Kein Wunder, hat sich ein Schwarzmarkt entwickelt. Schmuggler aus Uganda bringen das knapp gewordene Gut illegal über die Grenze. In Nairobis Geschäftszentrum werden die Säcke unter der Hand im Multipack verkauft.
 

Für die Händler auf dem afrikanischen Kontinent sind Plastiksäcke ein Segen, für die Umwelt hingegen eine Plage. Auf Überlandfahrten erkennt man an den weissen Fetzen in den Büschen, dass bald eine Siedlung auftauchen wird. Der Kunststoff findet sich in Mägen von Kühen und Meerestieren wieder und landet im schlimmsten Fall wieder auf dem Tisch.

Kenia ist merklich sauberer geworden, das Land wird international gelobt. Doch natürlich liegt noch immer haufenweise Müll in den Strassengräben Nairobis. Die Umweltministerin, von ihrem Plastiksack-Erfolg berauscht, spricht bereits von einem weiteren Verbot. Diesmal soll es PET-Flaschen treffen.

Dieser Artikel erschien am 13. März 2018 in der Neuen Zürcher Zeitung.

2 Antworten auf „Kenia macht dem Sack zu – und sagt Plastikabfällen den Kampf an“

  1. Ist ja eine gute Idee – an und für sich! Viele unserer Bauern – inzwischen in einer Soya Cooperative organisiert sofdi.com – verdienten endlich etwas Geld durch die Herstellung von Soya Milch und Soya Joghurt. Da der Staat keine Anstalten macht erschwingliche Alternativen zu den Plastcksäckli zu offerieren, ist dies eine Katastrophe für diese Kleinbauern….

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