Anno domini 1969 bereiste Bundesrat Willy Spühler mit seiner Frau drei Wochen lang Ostafrika. Es war eine gelungene Reise, der auch Elefanten und Krokodile nichts anhaben konnten.
13. Juli 1969: Ankunft mit Swissair in Nairobi. (…) Die Töchter Widmer und Frauenlob überreichen Blumen in den Schweizerfarben. Auf der Terasse des Flughafens winken Landsleute mit Schweizerfahnen. Die Sonne scheint strahlend und warm.
River Road, Nairobi, 1970.
Der Bundesrat besucht noch am ersten Tag den Nationalpark von Nairobi. Und schon da kam es zu Problemen. Ein Pavian macht sich an der Schweizerfahne des Autos zu schaffen, wird aber an dieser völkerrechtswidrigen Handlung im Interesse der guten Beziehungen der beiden Länder mit Erfolg gehindert. Leider lassen sich keine Löwen, Geparde, Hippos oder Krokodile blicken.
Am zweiten Tag dann volles Programm: Audienzen beim Aussenminister und beim Vizepräsidenten Daniel Arap Moi. Dazwischen diverse Schulbesuche und Essen mit dem Schweizer Club. Arap Moi ist offensichtlich durch die seit der Ermordung seines Ministerkollegen Tom Mboya gespannte innerpolitische Lage präokkupiert und strengt sich für den schweizerischen Gast wenig an.
Später folgt auch ein Empfang im Kaminzimmer des Präsidenten Jomo Kenyatta: Man merkte dem gealterten Staatchef an, dass der Bruderzwist im eigenen Lande alle seine Kräfte absorbiert. Sein Interesse für die Weltprobleme schien gemindert. Kenyatta wirkte mehr als Symbol des von ihm zur Unabhängigkeit geführten Landes, und die Frage blieb offen, ob seine Spannkraft genügt, um die gefährdete Einigkeit zu wahren (…).
Danach gehen der Bundesrat und seine Frau erstmal für sechs Tage auf Safari. Plötzlich der erste Elefant, dann immer wieder neue (…). Ein Elefant steht halb auf der Strasse und wedelt drohend mit den Ohren.
Doch alles geht gut, und in der Folge trifft der Bundesrat auf Giraffen, Gazellen aller Art, exotische Vögel, Nilpferde und auf einer Bootsfahrt gar auf ein Krokodil in Abwehrhaltung, mit weit aufgesperrtem Maul. Der Anblick erinnert an die Legenden vom feuerspeienden Drachen und wirkt höchst bedrohlich. (…) Wie, wenn die Bestie ins Boot spränge? Die Headlines in der Weltpresse wären nicht auszumalen.
Headlines macht dann immerhin die Bundesfeier mit Bundesrat in Kigali, Ruanda, doch zu mehr als einem Einspalter in der Neuen Zürcher Zeitung reicht auch das nicht. Nach der Reise verbringt Bundesrat Spühler noch eine Woche Ferien im Tessin, vermeldet die NZZ.
Die kursiven Stellen sind aus dem Originaldokument, verfasst von Raymond Probst, der später Botschafter in Washington und Staatssekretär im EDA war.
Das Bild aus Nairobi stammt von Trevor Hornsby.
Was hat es sich mit der Tochter Frauenlob auf sich?
Mann kann nur mutmassen…