Geld statt Entwicklungshilfe – die Idee von Givedirectly

Eine US-Organisation schickt Menschen in Afrika Geld direkt aufs Handy. Sie entscheiden selbst, was sie damit machen. Diese Methode soll effizienter sein als klassische Entwicklungshilfe.

Es gibt hunderte Arten, Menschen in armen Ländern zu helfen. Die einen verteilen Computer oder Solarlampen, andere bauen Brunnen oder Schulen. Doch das Hauptproblem armer Menschen ist: sie haben kein Geld. Wieso also nicht ganz einfach den Menschen Geld geben – eine einmaliger Betrag oder gar ein bedingungsloses Grundeinkommen? Dieses Modell probiert die US-Organisation Givedirectly aus.

Ich habe im Westen Kenias Empfänger des Geldes besucht.

George Akuku zeigt die Nachricht, dass er 550 Franken erhalten hat. Damit bezahlte er sein Motorrad ab und gönnte sich eine Stereoanlage.

Die Organisation hat zwei Modelle: Die einen Empfänger erhalten zwei Tranchen von je 550 Franken. Damit tätigen sie vor allem grössere Investitionen: sie bauen sich ein neues Haus, kaufen ein Motorrad oder eine Kuh.

In der zweiten Variante erhalten die Familien 22.50 Franken pro Monat und Person, und das während 12 Jahren. Das ist quasi ein bedingungsloses Grundeinkommen. Diese kleineren und regelmässigen Beträge investieren die Menschen meist in Schulbildung, medizinische Versorgung oder Ernährung.

Joseph Oduogo erhält 90 Franken monatlich und bezahlt damit Schulgeld, zudem hat er Ziegen und Schafe gekauft. Längerfristig möchte er Bullen und einen Pflug.

Doch hilft ein besseres Haus, um die Menschen langfristig aus der Armut zu holen? Ja, glaubt Caroline Teti (Direktorin externe Beziehungen in Kenia): «Viele Dächer sind undicht. Ein neues Dach beschützt das Eigentum besser. Die Menschen haben folglich mehr Zeit, sich um wichtigere Dinge zu kümmern, als ums Haus.»

In Kenia profitierten 2018 rund 10’000 Menschen von Givedirectly.  Die Organisation vergab im letzten Jahr rund 30 Millionen Franken, sie ist in Kenia, Ruanda, Uganda, Liberia und Kongo-Kinshasa tätig. Givedirectly veröffentlicht die Geschichten der Leute praktisch live auf der Website.

Natürlich zeigen Untersuchungen, dass sich das Leben der Menschen durch das Geld verbessert. Jedoch wäre es spannend, zu sehen, ob die Geldspende (1100 Franken sind für viele Menschen im Westen Kenias ein Jahreseinkommen) nach fünf Jahren noch Auswirkungen hat. Oder ob nach der kurzen Freude bald wieder der zähe Alltag einkehrt.

 

Dismas Obuya hat einen Bullen gekauft und mit dem Bau eines Brunnens begonnen.

Der Beitrag zu Givedirectly lief am 17. Dezember 2018 in der Wirtschaftssendung ECO von Fernsehen SRF.

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