Der Brotaufstand – wie die Revolution im Sudan begann

Aus einer lokalen Revolte entstand eine landesweite Bewegung. Bis Omar al-Bashir, einer der dienstältesten Diktatoren der Welt, abtreten musste.

Begonnen hat es mit Brot. Beziehungsweise mit Mehl, das der Staat nicht mehr subventionierte. Das Brot war plötzlich drei Mal so teuer. In der Kleinstadt Atbara im Osten des Landes gingen die Leute im Dezember 2018 auf die Strasse.

Dazu kam, dass im Oktober zuvor bereits das sudanesische Pfund abgewertet worden war – um mehr als die Hälfte. Das Mehl ist also nicht das einzige Problem, wie Bäcker Abdelbagi Yousif Elrayah in Khartum erzählt: « Strom und Benzin sind rationiert. Wir verteilen unser Brot mit dem Auto, doch ohne Benzin geht das nicht.»

Bäcker Elrayah schaut seinem Angestellten über die Schulter.

Der Sudan ist arm, die Hälfte der Bevölkerung lebt mit weniger als einem Franken täglich. Das Geld reicht kaum für den Alltag.

Armee lässt Bashir fallen

Die Proteste breiteten sich rasch aus. Zunächst in andere Provinzstädte, dann in die Hauptstadt Khartum. Sudans Präsident Omar al-Bashir und seinem Sicherheitsapparat gelang es nicht, die Proteste niederzuschlagen. Und so entstand aus einem lokalen Aufstand eine landesweite Revolution.

Im April 2019 setzten sich die Demonstranten auf Strassen vor dem Armeehauptquartier fest. Es kristallisierte sich heraus, dass die Armee nicht mehr bereit war, Bashir zu stützen. Und so wurde der Diktator nach 30 Jahren im Amt gestürzt.

Der Papeterieverkäufer Shafee Ajabeen aus Atbara erinnert sich: «Die Stimmung war bereit für eine Revolution – wovon wir lange nur geträumt hatten. Es hat klein begonnen, aber dann ist es explodiert.»

Sudanesen wünschen sich Demokratie

Nach dem Sturz übernahm das Militär die Macht. Doch auch das passte den Protestierenden nicht. Sie wollen einen neuen, demokratischen Sudan. Ajabeen: «Die gesamte bisherige Regierung soll abtreten – auch die Militärs. Sie müssen für ihre Verbrechen vor Gericht gestellt werden.»

Ob tatsächlich bald eine zivile Übergangsregierung übernehmen kann, und gar irgendwann Wahlen stattfinden werden, ist offen. Die Protestierenden hoffen, dass bald wieder mehr Brot auf dem Tisch sein wird.

Dieser Beitrag wurde am 23. April 2019 in der Tagesschau von Fernsehen SRF ausgestrahlt.

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