Wieso Wahlen schlecht sind für Afrikas Wirtschaft

Wahljahre sind schlechte Jahre für die Volkswirtschaften Afrikas. In Kenia gingen die Investitionen vor dem Urnengang 2017 deutlich zurück. Doch nicht in allen Ländern schaden Wahlen der Wirtschaft.

Frühmorgens öffnet Martin Njau seinen Stand. Im Slum Kawangware in Nairobi bietet der junge Kenianer Mangos und rote Zwiebeln zum Verkauf an. Inmitten von älteren Marktfrauen ist der 25-Jährige eine Ausnahme. Ein Kleinkredit über 200 Franken war sein Startkapital. «Ich will etwas erreichen, nicht rumhängen wie viele meiner Kollegen», erklärt Njau. Doch in den letzten Monaten lief das Geschäft zäh, während der Wahlperiode hatte er kaum Kundschaft.

„Wieso Wahlen schlecht sind für Afrikas Wirtschaft“ weiterlesen

Paul Strands freundliches Ghana-Portrait

Ein Land in Aufbruchsstimmung, das sich bis heute wenig verändert hat. Das ist das Fazit meiner Führung im Fotomuseum Winterthur zu historischen Ghana-Bildern.

Als der amerikanische Fotograf Paul Strand Ghana besuchte, erlebte er gleich die Auswüchse afrikanischer Demokratie. Im Januar 1964 liess sich Ghanas erster Staatschef Kwame Nkrumah an der Urne als Präsident bestätigen und führte den Einparteienstaat ein.

2012-176-317-pma

„Paul Strands freundliches Ghana-Portrait“ weiterlesen

Ghana: Vom Musterschüler zum Sorgenkind

Die ghanaische Regierung plagen Geldsorgen – sie ersucht um Hilfe beim Internationalen Währungsfonds.

Ghana galt lange als afrikanisches Erfolgsmodell. Stabil, demokratisch und auf solidem Wachstumspfad. Doch nun häufen sich wirtschaftliche Probleme, die im Alltag spürbar sind, und die Menschen gehen gegen ihre Regierung auf die Strasse.

Die strukturellen Probleme Ghanas Wirtschaft, welche ich bereits im vergangenen Jahr erwähnt hatte, schlagen nun voll durch. Ghana ist zu stark von Rohstoff-Einnahmen abhängig. Es fehlt eine Strategie, wie die Industrialisierung vorangetrieben werden könnte. Ein taugliches Mittel dazu könnte eine Kombination aus Protektionismus gegen aussen und Liberalisierung im Innern sein. Politische Stabilität alleine genügt nicht.

In meinem Beitrag habe ich zu beleuchten versucht, wie die Probleme Ghanas entstanden sind.

Dieser Beitrag wurde am 25. August in der Sendung «Echo der Zeit» von Radio SRF gespielt.

Ghanas grösste Hürde zum Schwellenland

Ghanas Wirtschaft brummt – zumindest erwecken die Wachstumszahlen diesen Eindruck. Doch ein Blick auf den Fastfood-Anbieter KFC zeigt: da gibt es ein Problem.


Ghana befindet sich am Übergang vom Entwicklungs- zum Schwellenland. Mit Wachstumsraten des BIP von 14.4% (2011) und 7.5% (2012/Schätzung Weltbank) liegt man global an der Spitze. Aber der Ökonom Dr. John Kwakye vom Institute of Economic Affairs in Accra warnt: «Weltbank und Währungsfonds loben Ghana, doch sie bewerten nur makroökonomischen Indikatoren, Inflation und Staatsdefizit. Das ist oberflächlich. Unser industrieller Sektor ist sehr schwach – denn wir stellen nichts her!»

 

Das bestätigt zum Beispiel ein Blick auf die Produkte des Fastfood-Restaurants KFC in Accra. Die Marke, das Fleisch, das Besteck – alles wird importiert. Zwar hat Ghana eine wachsende Industrie, die ein Viertel des Bruttoinlandproduktes ausmacht. Doch Wachstumstreiber sind die Rohstoffe – sie versorgen Ghana mit einem konstant fliessenden Strom von Devisen. Kakao, Gold und Erdöl haben zudem in den letzten Jahren von hohen Kursen profitiert.

«Sogar Zahnstocher müssen wir importieren», ereifert sich Ökonom Kwakye, «das darf doch nicht sein!»

Dieser Beitrag wurde am 13. August 2013 von SRF 4 News gesendet – im Rahmen eines Schwerpunkts «Das Kriseln der Schwellenländer». Teile davon hatte ich bereits für die Kontext-Sendung «Erfolgsmodell Ghana» verarbeitet.

Die friedlichen Leute vom gesegneten Leuchtturm

Ghana funktioniert als Demokratie und hat eine blühende Wirtschaft. Die Gründe dafür liegen in der Geschichte des westafrikanischen Staates. Doch auch in Ghana ist nicht alles Gold, was glänzt.

Baustelle in Accra

«Das Geheimnis unserer Demokratie ist simpel. Es liegt in den Menschen Ghanas – sie lieben die Freiheit.» John Kufuor sitzt milde lächelnd auf einem reich dekorierten Holzstuhl in seiner Villa, und erklärt dem Besucher, wieso Ghana sich zum gerne zitierten «Leuchtturm der Demokratie» entwickelt hat. Der 74jährige Kufuor muss es wissen, schliesslich wurde er im Jahr 2000 als erster Oppositionspolitiker an Ghanas Staatsspitze gewählt. Acht Jahre später überliess Präsident Kufuor seinen Platz wieder der Gegenpartei. Und doch greift seine Erklärung ein wenig zu kurz. „Die friedlichen Leute vom gesegneten Leuchtturm“ weiterlesen

Ghana – Erfolgsmodell für Afrika?

Während Länder rundum im Chaos versinken, leuchtet Ghanas Stern hell.

Ghana gilt als demokratische und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte in Westafrika. Während Länder wie Nigeria oder Mali mit Konflikten und Korruption zu kämpfen haben, sorgt Ghana meist für positive Nachrichten. Zuletzt bei den fast reibungslos verlaufenen Wahlen im Dezember 2012. Für SRF 2 Kultur habe ich in einer «Kontext»-Sendung die Hintergründe beleuchtet – und neben anderen mit dem ehemaligen Präsidenten John Kufuor gesprochen.

Diese Sendung wurde am 12. Februar 2013 von SRF 2 Kultur ausgestrahlt.

Erbsenzählerei der Opposition

Die Wahlen in Ghana haben ein Nachspiel. Die Oppositionspartei NPP hat beim obersten Gericht Beschwerde eingereicht.

Endlich wird wahr, was die NPP drei Wochen lang angekündigt hat: sie ficht die Wiederwahl von Präsident Mahama (NDC) an. Insgesamt 1.34 Millionen Stimmen (12% aller Stimmen) seien irregulär, so die Opposition, das könne man vor Gericht beweisen. Würde man diese irregulären Stimmen nicht in Betracht ziehen, wäre NPP-Kandidat Nana Akufo-Addo gewählt, erklärte sein Vize Mahamudu Bawumia.

Beispiele für Unregelmässigkeiten legte die NPP an einer Medienkonferenz vor. Der genaue Inhalt der Klageschrift von gestern Freitag gegen das Wahlresultat ist indes weiterhin nicht bekannt. Journalisten konnten nach der Medienkonferenz keine Fragen stellen. Dies sind Hinweise darauf, dass die Klage der NPP auf einem schwachen Fundament steht.

Die hohe Zahl der irregulären Stimmen mag auf den ersten Blick erschrecken. Doch leider bleibt unklar, wie die NPP zu ihren Angaben kommt. Die Grundfrage ist: Wurde systematisch betrogen oder sind es bloss Ungenauigkeiten und Flüchtigkeitsfehler auf den pinken Resultatblättern? „Erbsenzählerei der Opposition“ weiterlesen

Ghanas Präsident Mahama im Amt bestätigt

Ghanas Wahlkommission hat den Amtsinhaber Mahama zum Sieger der Präsidentenwahl vom Freitag erklärt. Die Partei des Wahlverlierers sprach von Fälschungen und behauptete, diese auch beweisen zu können.

Feier im NDC-HauptquartierDie ghanesische Wahlkommission hat am Sonntagabend das Resultat der Präsidentenwahl verkündet. Demnach entfielen auf Präsident John Dramani Mahama vom National Democratic Congress (NDC) 50,7 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer Nana Akufo-Addo von der New Patriotic Party (NPP) erreichte 47,7 Prozent. Noch am Montag tanzten Anhänger Mahamas auf den Strassen vieler Städte und feierten den Sieg ihres Idols. Doch die meisten Ghanesen gingen bereits wieder ihrer gewohnten Arbeit nach. Sie verfolgten höchstens am Fernsehen, wie Präsident Mahama der Wählerschaft für seinen Wahlsieg dankte und seiner Zuversicht Ausdruck verlieh, dass die Demokratie in Ghana weiterhin blühen werde.

Fälschungsvorwurf der NPP

Mahama profitierte vom Bonus des Präsidenten. Viele Wählerinnen und Wähler wollten nach vier Jahren NDC-Regierung nicht schon wieder einen Machtwechsel. Mahama gilt als bescheiden und bedächtig. Der Gegenkandidat Akufo-Addo hingegen agiert angriffiger, zudem wirkt er oft elitär. Gelegentlich wird ihm Arroganz vorgeworfen. Eine gewisse Arroganz vonseiten der Oppositionspartei manifestierte sich auch am Wahlwochenende. Bereits am Samstag – die Wahl war noch nicht überall beendet – hatte ein Sprecher der NPP den Sieg seiner Partei verkündet. Am Sonntag kritisierte die Partei die Wahlen als gefälscht. Sie boykottierte dann auch die offizielle Verkündigung des Ergebnisses. Am Montag versprach sie, schon bald Beweise für Wahlbetrug in über 20 von 275 Wahlkreisen vorzulegen.

«Fair und frei»

Ob diese «Beweise» stichhaltig sind und etwas am Endresultat ändern werden, blieb am Montag offen. Ausländische und ghanesische Beobachter beurteilten die Wahl als fair und frei. Benins Staatspräsident Boni Yayi, zurzeit Vorsitzender der Afrikanischen Union, gratulierte dem Land zu friedlichen und transparenten Wahlen. Er rief die Opposition dazu auf, das Resultat zu akzeptieren.

Ghana ist politisch weiterhin in zwei fast gleich grosse Lager gespalten. Entweder ist man Anhänger des NDC, oder man gehört dem Lager der NPP an. Doch während derartige Verhältnisse in anderen afrikanischen Ländern zu Pattsituationen oder Ausschreitungen führen, hat Ghanas Wählerschaft den Wahlausgang grösstenteils bereits akzeptiert. Wenn sich der vom politischen Gefecht aufgewirbelte Staub verzogen hat, dürfte auch die Opposition einlenken und ihre Niederlage akzeptieren. So zumindest liefen frühere Wahlen ab. Kleinere Zwischenfälle können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der sechste Urnengang in zwanzig Jahren von Transparenz geprägt war und friedlich über die Bühne ging.

Dieser Artikel erschien am 10. Dezember 2012 in der Neuen Zürcher Zeitung.
Zur Bezeichnung «Ghanesen»: Ich persönlich finde sie altbacken, die NZZ benutzt sie konsequent entsprechend der Rechtschreiberegel in ihrem «Vademecum».