Das Magazin «Stocks» stimmt in den Afrika-Lobgesang mit ein, meint aber etwas anderes.
«Afrika steigt auf» titelt das Schweizer Anleger-Magazin «Stocks», jetzt sei der Zeitpunkt für Anleger gekommen. Das Heft schlägt damit in dieselbe Kerbe wie andere Wirtschaftspublikationen seit Monaten. Auf sechs Seiten wird dargelegt, wieso «Aufsteiger Afrika» für Investitionen ein lohnendes Ziel abgibt. Leider hat der Text einige Macken.
- Afrikas Länder entwickeln sich höchst unterschiedlich. Während Ghana wirtschaftlich (und politisch) aufsteigt, ist Mali grad wieder mal zurück auf Feld 1 gehüpft. Die Schweiz ist ja auch nicht Griechenland.
- Von den im Magazin zitierten Analysten und Firmenchefs stammt nicht einer aus Afrika. Auch der Journalist war natürlich nicht dort.
- Die Beispiele sind zufällig bis schlecht gewählt. Die Wachstumszahlen der Mobiltelefonie im vergangenen Jahrzehnt waren beeindruckend. Doch der Plafond ist erreicht. Das Grundwasservorkommen (übrigens nicht neu vermessen) ist tatsächlich gross. Doch was es in diesem konkreten Fall dem Kontinent oder dem Anleger bringen soll, bleibt offen.
- «Stocks» fokussiert auf das Thema Rohstoffe. Die Ausbeutung afrikanischer Rohstoffvorkommen schreitet seit Jahrzehnten voran. Doch deswegen ist der Kontinent bisher nicht aufgestiegen.
- Das Magazin bietet weder ein Beispiel eines afrikanischen Start-Ups, eines KMUs oder eines erfolgreichen Unternehmers. Die gibts tatsächlich – jeweils montags bei der BBC.
Die meisten afrikanischen Börsen sind klein und eignen sich kaum für ausländische Investoren. Das schreibt auch «Stocks». Also will das Magazin eigentlich gar nicht in Afrika investieren. Wie Marco Spichiger, UBS-COO für «Griechenland, Israel und Afrika» (!) im Interview sagt, gibt es gar keine reinen Sub-Sahara-Afrika-Fonds. Folglich muss man auch in Zukunft auf hiesige Unternehmen setzen, die in Afrika ihr Geschäft verrichten.
Mit den Anlagetipps von «Stocks» steigt nicht Afrika auf, sondern der Rohstoffhändler in Zug oder am Genfersee.