Von offenen Türen und verschlossenen Menschen

Als Journalist auf Reportage, pflege ich zu schwärmen, stehen einem Türen offen, die sonst verschlossen bleiben. Schnell stellt man Kontakte zu fremden Menschen her und erfährt sehr persönliche Dinge. Ein Traumjob. Es sei denn, es waren schon viele Journalisten da.

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Im Wald an der Grenze zur spanischen Exklave Melilla campieren hunderte Migranten und sorgen regelmässig für Schlagzeilen, wenn sie einen Ansturm auf den Dreifachzaun in Richtung Spanien unternehmen. Vom Besuch im Wald wird derzeit abgeraten, nicht bloss wegen der allgegenwärtigen Polizei, die Journalisten Probleme bereiten kann. Gefährlich werden können auch die Migranten. Vor kurzem sei ein BBC-Team mit Waffen bedroht worden, erzählt man mir. Obwohl die Journalisten Essen und Geld für die Flüchtlinge mitgebracht hatten. Viele Migranten, die unter extremsten Bedingungen im Wald leben, haben die Besuche der Medienschaffenden satt. „Von offenen Türen und verschlossenen Menschen“ weiterlesen

Am Zaun von Europa

Immer wieder stürmen Migranten in Marokko die Festung Europa.

Am 1. Mai 2014 versuchten 800 Afrikaner, über den Zaun von Marokko in die spanische Enklave Melilla zu gelangen. 140 davon sollen es geschafft haben, laut der Präfektur von Melilla.* Seit Anfang Jahr haben es bereits 1400 meist junge Männer in Melilla spanisches Gebiet erreicht, das Aufnahmelager ist überfüllt. Fast jede Woche kommt es zu einem Ansturm auf den Zaun.

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Der Grenzzaun – links Marokko, rechts Spanien.

Einer, der es nicht nach Europa geschafft hat, ist Hassan, er brach sich beim Kletterversuch das Rückgrat. Ich habe den jungen Gabuner im Spital der marokkanischen Stadt Nador besucht.

Dieser Beitrag wurde am 2. Mai 2014 in der Sendung «HeuteMorgen» von Schweizer Radio SRF gesendet.

* Die spanischen Zahlen liegen tendenziell eher zu hoch als zu tief. Als ich vor einem Monat nach einem Sturm auf den Zaun mit Migranten beim Wald von Gurugu darüber sprach, lachten diese bloss über die ihrer Meinung übertriebenen Berichte aus Spanien. So viele Menschen würden im Wald derzeit gar nicht leben…