In Afrika schüren viele Priester und ihre Kirchen Homophobie. Doch in Kenia gibt es eine Ausnahme.
Die Cosmopolitan Affirming Church in Nairobi ist eine Kirche für alle – hier sind Schwule und Lesben willkommen. Homoseyuelle leben in ständiger Angst, sie fürchten etwa den Verlust von Job oder Wohnung.
Schwule und Lesben hoffen auf ein Ende des Lebens im Versteckten. Das wäre möglich, wenn die Justiz Kenias gleichgeschlechtlichen Sex legalisieren würde.
Das Obergericht sprach sich im Mai 2019 gegen eine Legalisierung aus. Der Fall wird nun vor das Appellationsgericht und dann wohl vors Höchste Gericht Kenias gehen.
Dieser Beitrag wurde am 23. Mai 2019 in der Tagesschau von Fernsehen SRF gesendet.
Kenia könnte gleichgeschlechtlichen Sex legalisieren. Die Kirchen wehren sich, für sie ist es unafrikanisch, und «ein gefährliches Experiment». Die Schwulen und Lesben möchten endlich ohne Angst leben können.
Szene aus dem Film «Rafiki».
Die Luft ist stickig, die Musik laut, die Stimmung gut. Kamau umarmt einen alten Freund. «Das ist George», erzählt er, «er ist verheiratet und hat zwei Kinder.» George und Kamau, die ihren richtigen Namen nicht preisgeben möchten, sind homosexuell, wie die meisten Gäste im Klub im Zentrum Nairobis. Der Raum ist voll, die jungen Leute geniessen die Samstagnacht. Zwei Frauen küssen sich innig. Einige Männer tanzen eng zum Reggae-Beat. „Verbotene Liebe in Nairobi“ weiterlesen
Rafiki ist das Kinoereignis des Jahres in Kenia. Der Film zeigt die Romanze zwischen zwei zwei jungen Kenianerinnen. Das ist für konservative Kenianer skandalös. Doch lesbische Kenianerinnen sind froh um den Film.
Kena und Ziki bei ihrem Ausflug in Nairobis Uhuru-Park. (Bild: Rafiki)
Die Liebe von Kena und Ziki stösst auf Hindernisse. So schön es sich für die Kenianerinnen anfühlt, viele Leute im Quartier, Freunde und Familie sind alles andere als begeistert.
Obwohl Rafiki ohne Sexszenen auskommt, wurde der Film in Kenia verboten. Er könnte die Moral des Landes untergraben, so die Zensurbehörde. Die Filmemacher gingen dagegen vor Gericht. Nun durfte der Film für eine Woche gezeigt werden, was eine Oscar-Teilnahme erlaubt hätte. Das definitive Urteil des Gerichts steht aber noch aus.
In der Öffentlichkeit bleibt es bei sehnsüchtigen Blicken zwischen den beiden Frauen. (Bild: Rafiki)
Das Interesse am Film war riesig in Nairobi. Zuhnächst sollte der Film nur in einem Saal täglich einmal gezeigt werden. Doch die Vorstellungen waren so schnell ausverkauft, dass Rafiki schliesslich in mehreren Kinos Kenias mehrmals täglich lief.
Gleichgeschlechtlicher Sex ist in Kenia noch immer gesetzlich verboten. Dies könnte sich ändern, denn Homosexuellenorganisationen fordern vor Gericht eine Aufhebung des Artikels, der noch aus der Kolonialzeit stammt. Der Fall zieht sich seit zwei Jahren hin. Die Diskussion um homosexuelle Liebe in Kenia hat eben erst begonnen.
Der Beitrag lief am Mittwoch, 3. Oktober 2018 bei Radio SRF 2 Kultur.